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Artikel: Dem Zeitgeist trotzen / Richtfest MaxTor 95

Dem Zeitgeist trotzen

Im Herzen von Schwabing entsteht ein Haus für Studenten.

Von Marie-Thérese Knöbl (Tagespost)

 

Freudig und gespannt sind die Gesichter. Das Richtfest ist ein Meilenstein, aus der unbetretbaren Baustelle ist ein Haus mit vielen Stockwerken und Zimmern geworden, in dem sich ab dem kommenden Jahr – so Gott will nach einem gemeinsamen Auftakt an Heiligabend – Schüler und Studenten treffen und miteinander austauschen können. Ein Haus, in dem es unterschiedlichste Angebote christlicher Bildung, Diskussion, Gebetsleben, Filmabende, Familienfeste, Einkehrwochenenden und ein unbeschwertes Miteinander geben wird. Ein Haus, in dem man stets in einer Atmosphäre gegenseitiger Hochachtung miteinander umgehen möchte: Das ist in Zeiten, in denen es an Arbeitsplatz, Schule und Universität überwiegend ruppig, hektisch und wenig achtsam zugeht, ein altmodisch und äußerst anspruchsvoll anmutender Ansatz.

Und doch ein Ansatz, den die hinter dem Projekt stehende Gemeinschaft vom Studententreff Schackstraße und der Akademie Weidenau bislang stets überzeugend gelebt und ausgestrahlt hat. Ganz im Sinne des heiligen Josefmaria Escrivá geht es ihr darum, den Alltag zu heiligen und über die Achtung vor dem anderen auch die Ehrfurcht vor den Sakramenten und dem Heiligen einzuüben und zu bewahren.

Ein Konzept, das überzeugt und ganz offensichtlich auch die jüngere Generation anspricht. In Zeiten der Beliebigkeit, in denen sich selbst ehemaligen Autoritätspersonen und -institutionen wie Lehrer, Schule, Universität und potenzielle Arbeitgeber ganz dem „Spaß“-Prinzip verschreiben, um sich vermeintlich bestmöglich der Generation der medial umworbenen Jugend anzudienen, fällt das Angebot von „MaxTor 95“ aus dem Rahmen der sonstigen Angebote für Schüler und Studenten und es fällt angenehm auf, dass man hier als Mensch jedweden Alters aufrichtig willkommen ist und in seiner jeweiligen Einmaligkeit ernstgenommen wird. Man könnte auch sagen: Hier treffen sich Seelen, nicht nur Körper und Fassaden.

Getragen wird das Haus dabei von zahlreichen guten Geistern, manche von ihnen im Hintergrund, andere ganz aktiv und stets ansprechbar. Da sind zum einen zahlreiche Beter, Förderer und Unterstützer des Vorhabens, die sich im Hintergrund seit vielen Jahren für den Kauf und den Umbau des Gebäudes eingesetzt haben, um den Jugendlichen und jungen Erwachsenen das „MaxTor 95“ zu ermöglichen: Beim Erwerb der Immobilie, so wissen Beteiligte zu berichten, habe sich „so manches Wunder“ ereignet. Und tatsächlich klingt die Vorgeschichte des gelungenen Kaufs streckenweise wie ein Krimi – oder vielmehr wie die Passage einer Heiligenbiographie, in denen vor wichtigen Weggabelungen bekanntlich auch stets viel Gegenwind bläst. Da sind zum anderen die so genannten Promotoren, die in unterschiedlichsten Bereichen der Gesellschaft voll im Berufsleben stehen, aber zugleich den Machern des „MaxTor 95“ mit Rat und Tat zur Verfügung stehen, sich als Diener der Gemeinschaft und eines Aufbaus christlich geschulter Talente für die Welt von morgen verstehen. Da sind aber auch die guten Geister der Vergangenheit wie etwa die Vorbesitzer des Hauses, die stets auf eine christliche Grundhaltung der Mietergemeinschaft geachtet und in der Wohnung, an deren Stelle nun die Hauskapelle von „MaxTor 95“ entstehen wird, unter anderem die beiden Widerstandskämpfer Willi Graf und Hans Scholl beheimatet haben. Sie setzten sich unter Einsatz ihres Lebens mit der Frage auseinander, wie man Widerstand gegen die lebensfeindliche Ideologie der Nationalsozialisten leisten könnte. Ein großes Erbe, mit dem man jedoch nicht betulich, sondern ganz pragmatisch umgeht.

So soll das Haus „MaxTor 95“ in erster Linie ein offenes Haus des geistigen Austauschs und der persönlichen, akademischen und beruflichen Selbstfindung für junge Männer werden. Das Haus ist immer schon ein Ort des Widerstands gegen den Zeitgeist gewesen, auch durch die Grundhaltung der Eigentümerfamilie: Gegen totalitäre und menschenverachtende Tendenzen, gegen Herzensenge und religiöse Blindheit, gegen eine Reduktion des Menschen auf dessen Körperfunktionen und Erwerbsfähigkeit. Für eine Bewusstwerdung der Kostbarkeit allen Lebens und der Verantwortung des Einzelnen für den Erhalt von Menschenwürde und Ehrfurcht auch und gerade in dunklen und zynischen Zeiten. So können wieder echte Verbundenheit, Entscheidungsfreude, Lebensfreude und Verbindlichkeit wachsen: Werte, die heute aus vielerlei Gründen oftmals über alle Gesellschaftsschichten hinweg abhanden gekommen scheinen.

Der Name „MaxTor 95“ ist entstanden aus der Zugehörigkeit des Gebäudes zum Münchner Stadtteil Maxvorstadt, der unmittelbaren Nähe zum Siegestor und der Hausnummer Amalienstraße 95. Das Gebäude liegt unmittelbar gegenüber dem Hauptgebäude der Ludwig-Maximilians-Universität, so dass man vom ersten Stock aus, in dem einmal der Studienraum und die Hauskapelle untergebracht sein werden, in den gegenüberliegenden Hörsaal blicken und für die dort Lehrenden und Lernenden beten kann. Nur wenige Minuten entfernt liegen die Akademie der Bildenden Künste, die Technische Universität und weitere Hochschuleinrichtungen Münchens.

Da passt es gut, dass alle Studierenden gleich welcher Studienrichtung, Nationalität oder Religionszugehörigkeit im „MaxTor 95“ willkommen sind. Ein Besuch in dem Haus wird sich in jedem Fall lohnen. Für diejenigen, die dort wohnen, aber auch für diejenigen, die zu Besuch kommen, ist es ein Ort der Ruhe und des Vertrauens, kann es zu einem Ort des persönlichen Wachstums und der inneren Entfaltung werden. Ein mit im Haus lebender Priester steht für Gespräche zur Verfügung, zahlreiche Bücher und Zeitschriften warten darauf, von interessierten Köpfen aufgeschlagen zu werden, ansprechende Möbel laden dort bald ebenso zum Verweilen und Kraftschöpfen ein wie die Kapelle, die Küche und der Garten. Dass dies bald Wirklichkeit wird, ist der Liebe und Einsatzbereitschaft Einzelner zu verdanken. Und auch allen, die für das „MaxTor95“ Patenschaften übernehmen und beispielsweise eine Studierlampe, einen Schreibtisch, ein Bücherregal, den Tabernakel, Messgewänder oder das Ewige Licht stiften möchten. Wie der junge Leiter des „MaxTor 95“ Pablo Kunhardt es so schön auf den Punkt bringt: „Gott sei Dank gibt es immer noch viele Menschen, die 100 Prozent zum Dienen bereit sind. Denn das Gute kommt nur aus der Entscheidung einzelner Menschen.“

Und woher nehmen diese Menschen die Kraft dazu? „Eine ganz wichtige Stütze ist das tägliche Gebet, der Empfang der Sakramente. Da lernen wir am meisten“, so Kunhardt. Die Studenten lernen für ihr gesamtes weiteres Leben vor allem, dass Gott sie immer trägt. Und lernen darüber hinaus auch die praktische Umsetzung christlicher Lehre: Mit dem gemeinsamen Gebetsleben und Diskussionen, aber auch in ehrenamtlichen Besuchen in Altenheimen, bei Armen und Kranken und in der Unterstützung von Schülern oder einem Einsatz in einem Workcamp in Afrika, die nicht nur Dienst am anderen, sondern auch ein Dienst der dienenden Person an sich selbst sind, sollen die Studenten vor allem lernen, was auch Josefmaria Escrivá immer wieder betonte: „Dein Leben darf kein fruchtloses Leben sein. Sei nützlich. Hinterlasse eine Spur. Leuchte mit dem Licht deines Glaubens und deiner Liebe.“

www.maxtor95.de

 

 

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